Hörtraining erklärt: Was macht ein Hörtherapeut anders als ein Hörakustiker?

Das Hören ist eine komplexe Fähigkeit, die weit über das bloße Wahrnehmen von Geräuschen hinausgeht. Während Hörakustiker und Hörtherapeuten beide eine zentrale Rolle bei der Unterstützung von Menschen mit Hörproblemen spielen, unterscheiden sich ihre Aufgaben und Ansätze grundlegend. Dieser Artikel beleuchtet die Unterschiede zwischen Hörakustik und Hörtherapeut und erklärt, warum Hörtraining durch einen Hörtherapeuten oft der entscheidende Schritt zur Verbesserung der Lebensqualität ist.

Hörakustik: Technische Unterstützung für das Hören

Ein Hörakustiker ist darauf spezialisiert, Hörgeräte anzupassen und technische Lösungen für Hörprobleme anzubieten. Die Kernaufgaben eines Hörakustikers umfassen:

  1. Hörtests und Diagnostik:
    Hörakustiker führen umfassende Tests durch, um den Grad des Hörverlusts zu bestimmen und die geeignete technische Lösung zu finden.
  2. Anpassung von Hörgeräten:
    Sie programmieren Hörgeräte so, dass diese die Frequenzbereiche verstärken, die der Patient schwer wahrnimmt.
  3. Technische Wartung:
    Hörakustiker warten und reparieren Hörgeräte, um sicherzustellen, dass sie optimal funktionieren.

Schwerpunkt:

Die Arbeit eines Hörakustikers konzentriert sich hauptsächlich auf die technische Seite des Hörens. Die zentrale Aufgabe besteht darin, die Hörfähigkeit durch Geräte wie Hörgeräte oder Cochlea-Implantate zu verbessern.

Hörtherapie: Rehabilitative und kognitive Unterstützung

Ein Hörtherapeut hingegen ergänzt die Arbeit des Hörakustikers, indem er sich auf die zentrale Hörverarbeitung und das Gehirn konzentriert. Das Ziel der Hörtherapie ist es, das Hören auf einer tieferen, kognitiven Ebene zu verbessern.

Aufgaben eines Hörtherapeuten:

  1. Individuelles Hörtraining:
    Hörtherapeuten erstellen maßgeschneiderte Trainingsprogramme, um:

    • Die Sprachverständlichkeit zu fördern, insbesondere in lauten Umgebungen.
    • Die Fähigkeit zur Klangdifferenzierung zu verbessern.
    • Das auditive Gedächtnis zu stärken.
  2. Kognitive Rehabilitation:
    Sie helfen dem Gehirn, wieder effizient auditive Informationen zu verarbeiten – ein Prozess, der oft notwendig ist, wenn Menschen nach einem längeren Hörverlust Hörgeräte oder Implantate verwenden.
  3. Beratung und Unterstützung:
    Hörtherapeuten bereiten Patienten emotional und praktisch auf die Herausforderungen vor, die mit Hörgeräten oder Cochlea-Implantaten einhergehen, z. B. Überempfindlichkeit oder Reizüberflutung.
  4. Begleitung bei der Hörentwöhnung:
    Viele Menschen mit unbehandeltem Hörverlust haben verlernt, auditive Informationen zu interpretieren. Ein Hörtherapeut hilft, diese Fähigkeit Schritt für Schritt wieder aufzubauen.

Schwerpunkt:

Hörtherapeuten arbeiten direkt mit dem Gehirn und der kognitiven Verarbeitung von Geräuschen. Sie befassen sich mit den Herausforderungen, die technische Geräte allein nicht lösen können.

Unterschiede zwischen Hörakustiker und Hörtherapeut

Aspekt Hörakustiker Hörtherapeut
Ziel Verbesserung des technischen Hörens Verbesserung der kognitiven Verarbeitung
Fokus Hörgeräte, Cochlea-Implantate Gehirn, Hörwahrnehmung, Sprachverständnis
Methoden Diagnostik, Anpassung, Wartung von Geräten Hörtraining, kognitive Übungen
Zielgruppe Menschen mit Hörverlust Menschen mit Hörverlust und Verarbeitungsproblemen
Beispiele für Maßnahmen Hörtest, Frequenzanpassung, Lautstärkeregelung Training in lauten Umgebungen, Verbesserung der Klanglokalisierung

Wie Hörakustik und Hörtherapie zusammenarbeiten

Ein optimales Hörtherapeut erfordert oft die Kombination von Hörakustik und Hörtherapie. Während der Hörakustiker sicherstellt, dass die technische Seite stimmt, hilft der Hörtherapeut, diese Technik effektiv zu nutzen.

Ein Beispiel aus der Praxis:

  • Ein Patient erhält vom Hörakustiker ein Hörgerät, das seine individuellen Bedürfnisse erfüllt.
  • Der Patient hat jedoch Schwierigkeiten, Sprache in einer geräuschvollen Umgebung zu verstehen.
  • Ein Hörtherapeut arbeitet mit dem Patienten an gezielten Übungen, um die Filterfähigkeit seines Gehirns zu verbessern und Hintergrundgeräusche auszublenden.

Warum ist Hörtraining so wichtig?

Hörgeräte allein sind oft nicht ausreichend, um das Sprachverständnis zu verbessern. Dies liegt daran, dass:

  • Das Gehirn Zeit braucht, um sich an neue auditive Reize zu gewöhnen.
  • Hintergrundgeräusche oder komplexe Hörsituationen zusätzliche kognitive Verarbeitung erfordern.
  • Hörentwöhnung das Sprachverständnis trotz Hörgerät stark einschränken kann.

Hörtraining zielt darauf ab, diese Hürden zu überwinden und das Gehirn auf die Herausforderungen des Hörens vorzubereiten.

Vorteile der Hörtherapie gegenüber der reinen Hörakustik

  1. Verbessertes Sprachverständnis:
    Durch gezieltes Training lernen Patienten, Gespräche in geräuschvollen Umgebungen besser zu führen.
  2. Langfristige Anpassung:
    Hörtherapie unterstützt das Gehirn dabei, sich dauerhaft an neue Höreindrücke zu gewöhnen.
  3. Ganzheitlicher Ansatz:
    Neben dem technischen Hören wird die emotionale und kognitive Verarbeitung gefördert.
  4. Steigerung der Lebensqualität:
    Patienten gewinnen mehr Selbstbewusstsein und Freude an sozialen Interaktionen.

Für wen ist ein Hörtherapeut geeignet?

Hörtherapie ist besonders hilfreich für:

  • Menschen, die Schwierigkeiten haben, sich an neue Hörgeräte oder Cochlea-Implantate zu gewöhnen.
  • Personen, die trotz technischer Unterstützung Probleme mit Sprachverständnis haben.
  • Patienten mit Hörentwöhnung, die lernen müssen, auditive Reize wieder zu verarbeiten.
  • Kinder und Senioren, die Unterstützung bei der Entwicklung oder dem Erhalt ihrer Hörfähigkeiten benötigen.

Fazit: Zwei Berufe – eine gemeinsame Mission

Hörakustiker und Hörtherapeuten verfolgen das gleiche Ziel: Menschen mit Hörproblemen ein besseres Leben zu ermöglichen. Während der Hörakustiker die technische Grundlage schafft, hilft der Hörtherapeut, das Beste aus dieser Technik herauszuholen.

Die Kombination beider Ansätze sorgt dafür, dass Patienten nicht nur besser hören, sondern auch besser verstehen und kommunizieren können.

Wenn Sie oder ein Angehöriger Schwierigkeiten beim Hören oder Verstehen haben, ist der erste Schritt ein Besuch beim Hörakustiker – der zweite Schritt sollte die Unterstützung durch einen Hörtherapeuten sein. Gemeinsam ebnen sie den Weg zu einem besseren Hören und einer höheren Lebensqualität.

 

 

 

Hörtraining erklärt: Was macht ein Hörtherapeut anders als ein Hörakustiker?